(Reinhard "Jimmy" Major) Mountainbiken und Bergsteigen in Kirgistan

Beitrag vom 03.08.2018 13:43 in Teamnews , 2018

Nachdem wir im letzten Jahr 4 Wochen in Tadschikistan zum Mountainbiken und Bergsteigen unterwegs waren, sind wir dieses Jahr in Kigistan auf Tour gewesen, zuerst 2 Wochen mit dem Rad und zu Fuß und anschließend nochmals gut 2 Wochen im Tien Shan Gebirge an der Grenze zu China. Kirgistan ist eines der zentralasiatischen Länder und liegt zwischen China, Kasachstan, Tadschikistan und Usbekistan.

Wir waren im Norden des Landes unterwegs. Start war in der Hauptstadt Bishkek, danach ging es in 8 MTB-Etappen und 3 Wanderetappen im Hinterland des Issyk Kul, einem der größten Bergseen der Welt (180x60km und bis zu 700m tief) Richtung Osten. Wir waren meistens auf Schotterpisten, manchmal auch Trails, in sehr einsamen Gegenden unterwegs. Manchmal erinnerte die Landschaft an die bayrischen Voralpen und 2 Tage später an die Wüste. So wechselten auch die Temperaturen von angenehmen 25° zu 45°, was einen richtig platt machte. Die Dörfer waren meistens sehr klein und oft auch recht arm. Oft konnte man komplett eingestürzte Fabriken oder auch Wohnanlagen sehen, Überreste aus der Sowjetzeit; die Förderung von Mineralien, Erz oder auch Gold hatte sich nicht mehr gelohnt, so wurde das Ganze dem Zerfall überlassen. Manchmal sah es aus wie in einem Endzeitfilm.
Am Ende des ersten Wandertages mit 20 km und 1400 hm hatte ich mit massiven Magenproblemen zu kämpfen. so was hatte ich noch nie zuvor erlebt; ich kämpfte mich Meterweise zur Passhöhe auf 3000m, immer wieder unterbrochen von Kotzpausen. Oben war ich so platt, daß der Guide ein Pferd organisierte, auf dem ich dann steilste Pfade und Serpentinen zum zeltlager am See geritten bin. Zum Glück ging es mir dann am nächsten Tag wieder besser.
Nach ca. 2 Wochen ging dieser Teil des Urlaubs in Bishkek zu Ende. Insgesamt sind wir ca. 400 km und 5500 hm mit dem MTB gefahren und ungefähr 55 km und 3000 hm gewandert.
Der 2. Teil des Urlaubs spielte sich dann in deutlich größerer Höhe ab. wir sind im östlichen Teil von Kirgistan, im Tien Shan Gebirge, 7 Tage auf dem Inylchik-Gletscher gewandert. Start war auf 2800m Höhe, danach ging es von Lager zu Lager auf dem Gletscher über ca. 70 km bis zum Basecamp auf 4200 m Höhe. Dort war endgültig Feierabend - rundum waren Berge und riesige Eiswände bis zu 7500m Höhe. Die geplante Ersteigung eines knapp 5000 m hohen Berges haben wir auf 4400 m wegen Atemproblemen abgebrochen.
Da ein Wettersturz mit Sturm und bis zu einem Meter Neuschnee vorhergesagt war, wurde unser Rückflug mit dem Hubschrauber um einen Tag vorverlegt. Bis zuletzt war unklar, ob der Heli überhaupt fliegen würde, da die Wolken ganz tief hingen und nur auf Sicht geflogen wurde. dann ging Alles aber ganz schnell: Der Heli landete direkt neben uns, die Passagiere sprangen raus, das Gepäck wurde rausgeworfen, wir warfen unsere Sachen hinein, sprangen rein und ab ging die Post im Tiefflug über Gletscher und knapp an den Felswänden vorbei. Als kleine "Überraschung" lagen direkt neben dem Landeplatz die Trümmer eines 10 Tage vorher bei Sturm abgestürzten Hubschraubers in einer Schlucht.
Bei uns ging aber alles gut und so landeten wir 1 Stunde später auf einer Wiese an der kasachischen Grenze. Nach einer 2 tägigen Rückfahrt kamen wir dann wieder wohlbehalten in Bishkek an.
Kirgistan ist ein gut zu bereisendes Land mit einer besseren touristischen Infrastruktur als z.B. Tadschikistan. Das Land ist aber auch recht arm, die Löhne sind sehr niedrig, viele Menschen zieht es in die Haupstadt. Es gibt noch viele Halbnomaden, die im Sommer auf den Hochweiden leben und dort ihren Lebensunterhalt bestreiten. Große Rinderherden, Schafe, Ziegen und halbwilde Pferde zogen über die Weiden.
 
Nachsatz: Als wir am Montag nach Hause kamen, haben wir mit Entsetzen vom Terroranschlag auf eine Gruppe von Reiseradlern auf dem Pamir-Highway in Tadschikistan gehört. 4 Tote und mehrere Verletzte waren zu beklagen. Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, daß uns dort etwas passieren könnte, wir haben uns sehr sicher gefühlt. Offensichtlich ein Trugschluß.
Meine Anteilnahme gilt den Opfern dieses hinterhältigen, vom IS reklamierten, Anschlages