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(André Englert) Paris-Roubaix
Beitrag vom 25.04.2022 07:18 in Teamnews , Team 2022
Über 2Jahre ist es jetzt her, dass ich bei einer Radveranstaltung an den Start ging. Corona machte mehrmals einen Strich durch die Rechnung. Meine jährlichen über 10.000km spulte ich jedoch die letzten 2Jahreweiterhin ab. Bei verschiedenen Trainingsfahrten und der Elternzeitreise durch Spanien/Portugal und Frankreich gab das Radfahren auch ohne Rennveranstaltung Spaß. Im Jahr 2022 kehrten aber wieder die Veranstaltungen aller Art zurück in unser Leben und die erste ließ nicht lange auf mich warten.
Fasziniert von TV-Bildern der Profis bei Paris-Roubaix war ich schon immer, so hatte ich die Jedermann Paris-Roubaix Challange schon länger auf dem Plan. Als dieses Jahr die Ausgabe auf Ostern fiel und der Wetterbericht gute Bedingungen voraussagte, meldete mich meine Managerin Carina umgehend für die 170km lange Strecke im Norden Frankreichs an. Wir packten unser Wohnmobil und machten uns auf in Richtung Frankreich, mit dabei im Gepäck hatte ich mein neues Trek Checkpoint SL6 - ein Crossrad mit 40er Reifenbreite und Tubeless-System, wie gemacht für den wilden Ritt über die Kopfsteinpflaster-Abschnitte mit insgesamt 50km an der Zahl, verteilt auf 30 einzel Pflasterabschnitte. Karfreitag, einen Tag vor der Challenge, fuhr ich eine kleine Testrunde von 30km, um den richtigen Luftdruck für das raue Kopfsteinpflaster zu finden, am Ende war ich mit2,0bar im Vorderreifen und 2,5bar im Hinterreifen zufrieden und bereit für den Start am Samstagmorgen um 7Uhr in der früh in Busigny. Punkt 7Uhr ging es los bei 4Grad, das erste Kopfsteinpflaster ließ nicht lange auf sich warten - nach ca. 12km war es soweit, es ging aufs Pflaster. Flaschen anderer Teilnehmer flogen aus den Flaschenhalter und rechts undlinks standen erste Fahrer mit platten Reifen. Ich kam problemlos über diesen Abschnitt und dachte mir "ok André, von 30 den ersten geschafft, so schlimm ist es ja gar nicht." Wobei das französische Kopfsteinpflaster nicht mit unserem Pflaster in deutschen Altstädten zu vergleichen ist, dieses ist zu Frankreich wie Asphalt ;-) Auf den Flurwegen in Nordfrankreich ist das ganze um einiges rauer, ab und anfehlt auch hier und da mal ein Stein, oder schaut spitz hervor. An manchen Stellen gibt es am Rand auch platt gefahrene Grasnaben oder ausgefahrene Bankette mit Erde, sodass ich ab und an ausweichen konnte - dies ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, da diese ausgefahrenen Randstreifen manchmal abrupt endeten oder von ein auf den anderen Momenteine hohe Kante zum eigentlichen Pflaster zum Vorschein kam. Nichts desto trotz lies ich Pflasterstück für Pflasterstück hinter mir, bevor ich bei Km 80 auf das wohl bekannteste und auch schwierigste Stück ein bog - den Wald von Ahrenberg. Es ist unvorstellbar und wer es nicht selbst mal auf dem Fahrrad erlebt hat, dem kann man es auch schwererklären! Ich dachte mir auf jeden Fall, mit einer Pflasterstraße hat dies gar nix mehr zu tun, für mich fühlte es sich an, wie in einem Steinbruch. Fugen, das selbst meine 40er-Reifen zwischen den spitzen Steinen verschwanden - nahe an der Grenze unfahrbar! Wahnsinn, wenn manbedenkt dass die Profis da wahrscheinlich mit weit über 40km/h und dünneren Reifen drüber fliegen. Irgendwann lies ich auch den Wald von Ahrenberg hinter mir und die Abschnitte an Kopfstein wurden wieder fahrbarer, jedoch merkte ich das Geschaukel langsam am ganzen Körper,vorallem in dem Armen. Dafür rückte Roubaix immer näher. So kämpfte ich mich durch, manchmal wusste ich gar nicht mehr, ist das Rad noch ganz oder habe ich mir doch irgendwo einen Platten eingefahren. Das Gefühlhatte ich des öfteren, doch irgendwann dachte ich mir egal, so lange es rollt, wird schon alles in Ordnung sein :-). Und das war es auch bis zum Schluss, kurz vor 13Uhr bog ich ein in die alt ehrwürdige Radrennbahn von Roubaix und mir wurde klar, ich habe es ohne Defekt und Stürze ins Ziel der Paris-Roubaix Challenge geschafft. Mit einer Fahrzeit von5Std48Min. (29,5Schnitt). In Roubaix wartete Carina mit unserer Tochter Clea auf mich, die unser Wohnmobil vom Start hierher fuhren. Und so wie immer den Papa sehr gut unterstützten. Anschließend fuhren wir wieder ein Stück der Strecke gemeinsam im Wohnmobil zurück um uns für Sonntag auf einem Acker in Höhe eines Pflasterstücks einen Platz mit noch vielen anderen Wohnmobilen zu sicheren. Hier schauten wir noch das Profirennen am Sonntag an, bevor wir danach wieder unsere Heimreise antraten.