(Danny " Betzrider" Köhler) Acht – Acht – Vier – Acht

Beitrag vom 23.04.2019 05:01 in Team 2019 , Teamnews

Mantraartig sind diese Zahlen seit 2017 in meinem Kopf herumgesprungen. Damals hatte mich Dieter auf die verrückte Idee gebracht doch einfach mal die Höhenmeter des Mount Everest nachzufahren. Unter Radverrückten nennt sich das Everesting und es unterliegt einem relativ strengen Reglement. Man darf nicht "einfach" 8848 Höhenmeter fahren, sondern muss sie in einem Aufstieg zusamnmen sammeln.

 2017 erfolgte im Juli prompt der erste Versuch. Mit Gregor und Axel ging es nachts um 03:00 Uhr an den Start. Wir hatten die Rechnung ohne die Hitze gemacht und nach 13 Stunden und knapp 6000hm hatte die Burg mich besiegt und ich strich die Segel in der Hitze des Nachmittags. Kein schönes Gefühl.
 
2018 kam ich leider nicht dazu mich der Burg zu stellen. Beim 12 Stunden Hohler Buckel ausgetragen von Besi & Friends – Rad statt Rollstuhl konnte ich jedoch auch 6000hm an einem Berg sammeln.
 
Das Schicksal lies mich den Weg von Timo kreuzen und schnell war klar – er ist genau so ein verrückter Hund wie ich. 8848 kam mir wieder in den Sinn. Und ich klopfte mal vorsichtig bei Ihm an ob er bereit wäre was komnplett Schwachsinniges zu tun. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschosssen. So war klar – es wird passieren. Unklar war der Zeitpunkt. Klar war, dass wir es früh im Jahr angehen sollten um nicht dem gleichen Faktor wie 2017 schon zum Opfer zu fallen. Spontan viel der Termin auf den Karfreitag. Die Wetterprognosen waren zu gut es nicht zu tun.
 
2 Tage zuvor noch die Strecke abgefahren. Die Straße war in gutem Zustand. Mit dem GPS Gerät genau eine Auf- und Abfahrt aufgezeichnet und ausgewertet. Die Tour von 2017 ging von der Einfahrt in die Burgstraße bis hoch an die Rutsche bei der Burg. Wir optimierten die Strecke und strichen gut 1km raus der so gut wie keine Höhenmeter brachte, sich aber in Summe und auf die Dauer des Tages doch auf beachtliche 70-80km und 2,5-3 Stunden zusätzliche Fahrtzeit addiert hätte.
 
Um 03:00 Uhr trafen wir uns und um ca. 03:30 Uhr erfolgte der Start. In mondesheller Nacht drehten wir die ersten Runden. Meine Taktik bestand diesmal darin die komplette Tour in einem Gang zu fahren. So blieb ich vorne immer auf dem kleinen Kettenblatt und hinten auf dem zweiten Ritzel, um noch einen Gang zu haben falls ich irgendwann nicht mehr  können sollte. Man muss sich immer einen Notfallanker aufheben. Die Auffahrt zur Burg mag harmlos scheinen, hat aber 3 Stellen in denen kurzes Drücken angesagt ist. Im Verlauf der Aktion sind dementsprechend auch öfters mal deftige Ausdrücke gefallen an genau diesen Punkten.
 
Unspektakulär drehten wir die ersten Runden. Die Kälte machte uns zu schaffen, grade wenn es nach Neustadt rein ging war es als würde man gegen eine Wand fahren. Die Wiesen und Felder waren trotz 6°C mit Reif bedeckt. Nach den ersten 1000hm machten wir eine Pause und schauten ungläubig als auf einmal Axel wie auf Kommando auftauchte und uns warmen Kaffee brachte. Bester Mann !
 
So gestärkt und aufgewärmt drehten wir weiter unsere Runden. Langsam wurde es hell und von Ritterfanfaren begleitet begrüßten wir endlich die Sonne. Die nächsten Stunden verliefen recht unproblematisch. Der Support durch die RidePunkX und durch das Team Drahtesel war bombastisch. Immer wieder tauchten Freunde auf und bauten einen auf, brachten etwas vorbei (ich sag nur Kuchen von Kaddy ) und feuerten uns an. Auch hier nochmal ein fettes DANKE. Wir hatten einen guten Rhythmus gefunden und machten alle 1000hm eine kurze Pause. Bei 4400hm war der erste Meilenstein genommen und es war Halbzeit angesagt. Man konnte sich also selbst ein wenig verarschen und hatte ein Ende vor Augen. Langsam ging es auch echt an's Eingemachte und es fing an weh zu tun.
 
Die 5000 sind gefallen, die 6000 sind gefallen. Die Kräfte wurden langsam weniger, die Motivation auf einem Tiefpunkt. Jeder von uns kämpfte seinen inneren Kampf aus. Ich wollte mich nicht schon wieder von der Burg geschlagen geben. Als die 6000 gefallen waren hatte ich meinen persönlichen Rekord an Höhenmetern am Stück gebrochen. Ein kleiner Lichtblick. Die Rettung erschien unverhofft in Forrm von Andy, der nach der RidePunkX Tour plötzlich am Parkplatz stand und uns anbot etwas zu essen zu besorgen. Ich war erst kritisch ob das eine gute Idee ist, aber aus dem "ess ich nach der Tour" wurde "ich esse die Hälfte jetzt und den Rest nach der Tour" und schlussendlich hatte ich den Döner als ich ihn in Händen hielt förmlich inhaliert. Soviel zum Thema "für später". Das hat uns echt den Arsch gerettet.
 
So neu gestärkt und motiviert sind die 7000 gefallen. Jetzt war klar – das Ding wird zuende gebracht. Wir verkürzten die Pausenintervalle auf ca. alle 500hm und kämpften uns durch. Um 23:30 Uhr und nach fast 17 Stunden reiner Fahrtzeit und über 270km hatten wir es geschafft.
 
Auf dem Parkplatz erstmal Sektempfang durch Kaddy, Axel und Andy. Der Wahnsinn Leute. Auch an dieser Stelle nochmal ein fettes DANKE an alle. Ohne Euch hätten wir es wahrscheinlich nicht durchgestanden. Ich ziehe meinen Hut vor Timo der mir nach kurzer Zeit beichtete "ich hab noch nie 4000hm geknackt". Ohne Dich hätte ich es nicht durchgestanden.
 
Und jetzt ? Kann ich zumindest wieder an der Burg vorbei fahren ohne mir zu denken noch eine offene Rechnung mit ihr zu haben und ich gehe auch etwas entspannter auf Bimbach, Hohler Buckel 2019 und die 24h Rad am Ring heran.